Tutto bene?
Ein Rennen beginnt im Kopf und nicht an der Startlinie.
Seitdem ich die Race Across Italy Sprint Challenge entdeckt habe, ging sie mir
nicht mehr aus dem Kopf. Ein Rennen im Land der Radsport Verrückten zu
bestreiten, ein Traum, der mich seit Jahren begleitet.
Daher ab nach Silvi ca. 950 km von zu Hause entfernt und ab
auf mein Pinarello 300 km unsupported, mit 4000 Höhenmeter.
Mit der Unterstützung von Heli (meinem Mann), der die An-
Abreise managte und mit mir am Vortag den Kurs besichtigte, wieder 300 km im
Auto, ging's am 29.04. um 9:14 bei Sonnenschein an den Start.
Unter erschwerten Bedingungen, die nett umschrieben nur bei
Damen einmal monatlich auftreten, war meine Laune im Keller am Start. Mit der
mentalen Einstellung, solange zu fahren, bis ich vom Rad falle, war für mich
die Sachlage geklärt. Auf den ersten Kilometern ging es am Meer entlang, bevor
wir in Richtung Berge abbogen. Meiner Laune nicht zuträglich wurde ich nur
überholt, den Italienern zu Gute kommt die Freundlichkeit, die echt ansteckend
ist. Jeder, der an mir vorbeigezogen ist, hat aufmunternde Worte, ein Tutto
Bene? war fast immer dabei.
Die erste Steigung über 20 km leicht ansteigend bis zur
Passhöhe verging schneller als gedacht, nur das Wetter änderte sich und ging in
leichten Regenfall über.
In L´Aquila war die Sonne zurück und mein Gemüt wieder
besser. Eine Ehrenrunde gab's auch für mich, da mein Garmin die Strecke ab und
an verlor. Die Hochebene danach war wieder von Gegenwind und Regen gezeichnet.
Die Auffahrt zum Rocca di Cambio wurde zur Bestandsprobe,
das Essen, mein Spezialthema, hatte ich durch die Eindrücke ein wenig
vernachlässigt. Johannes, ein Fahrer aus Niederösterreich, der mich einholte,
gab mir den rettenden Hinweis, doch mal was Süßes zu essen. Damit kam ich auf
die Passhöhe. danach ging ́s bergab bis Kilometer 170, zum Timestop, fertig,
unterkühlt und hungrig, kam ich dort an.
Die Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde, wärmte nicht
nur mein Herz, füllte meinen Kohlenhydratspeicher und meinen Kaffeedurst. Die
Gedanken, die mich bis dahin verfolgten aufzugeben, waren ab dem Zeitpunkt
vollkommen verschwunden, als ich auf mein Handy sah. Unzählige Whatsapp
Nachrichten von meinem Mann und der RC Dana Kollegen, die mit Begeisterung
verfolgten, wo ich mich befand.
Für mich war klar, das Ziel ist erreichbar. Warme Kleidung
an, ab aufs Rad und weiter geht die Fahrt. Bis zum Ziel, noch gut 100 km, hatte
ich ab da auch einen Blick für die wunderschöne Landschaft und meine Freude am
Fahren war zurück.
Glücklich und motiviert verflogen die letzten Kilometer,
viele Bergabfahrten auf abenteuerlichen Straßen, die eher ein Mountainbike
erforderten, als ein Rennrad kam ich nach 13h und 19 min, als vierte Frau, ins
Ziel.
Unbeschreiblich wie es ist, über die Ziellinie zu fahren.
Dankbar und glücklich. Eine unglaublich gut organisierte und von Herzen
freundliche Veranstaltung, die mich in ihren Bann gezogen hat. Italien, von
Herzen meine Heimat, ich komm wieder, das steht fest.