2018-09-02 - RC Pyhrn Priel

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ÖTZTALER Radmarathon 2018

Am 02. September nahm ich zum nunmehr bereits 9. Mal am Ötztaler Radmarathon teil. Ermöglicht wurde die diesjährige Teilnahme erst durch die Startplatzübertragung von Rosemarie, bei der ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchte. Aber alle anderen, die keinen Startplatz ergattern konnten, kann ich beruhigen, sie haben an diesem Wochenende nicht viel verpasst.
Das Ötztal-Wochenende startete für mich schon am Freitag, 31.08. mit dem erstmals ausgetragen Prolog „Bike4Help“. Die Anreise gestaltete sich etwas mühsam, denn Grenzkontrollen am Walserberg, zahlreiche kleinere Staus und einsetzender Regen erhöhten die Fahrzeit von geplanten vier auf fast 5 ½ Stunden. Gerade noch rechtzeitig vor Ende der Startnummernausgabe erreichte ich die Freizeitarena und durfte um 15:04 als fünfter Teilnehmer auf den 1,2 km langen Parcours mit 129 Höhenmetern. Mit ziemlich enttäuschenden 4:42,2 (Rang 22) riss ich mehr als eine Minute Rückstand auf Daniel Federspiel (3:36,7), seines Zeichens Eliminator-Weltmeister und im Vorjahr Teilnehmer am Pro Oetztaler 5500, auf. Ein bei diesem Regen in den Steilstücken durchgehendes Hinterrad verhinderte eine bessere Zeit und kostete nur unnütz Kraft.
Am Samstagvormittag besorgte ich mir die Salzburger Nachrichten, einerseits als Lesestoff bei diesem trüben Wetter, anderseits ganz einfach zum Ausstopfen der nassen Schuhe. Kurz nach Mittag hörte der Regen dann aber auf und es trocknete sogar die Straße ein wenig auf. Pünktlich zum Start meiner lockeren Ausfahrt setzte der Regen wieder ein und nach einer Stunde bei 9 Grad war ich ordentlich durchgespült und reif für eine heiße Dusche.
Am Sonntagmorgen war es zwar mit 7 Grad etwas kühl, aber fast trocken. Nur ein leichtes Niesel, das aber bald aufhörte, begleitete mich zum Start – dank Vorjahreszeit aus Block 1 –, und bis nach Ötz blieb es auch trocken. Gleich nach Beginn des Anstiegs auf des Kühtai hatte ich eine kurze Schrecksekunde. Unmittelbar vor mir verhakten sich zwei Fahrer und legten sich auf die Straße. Gott sei Dank kommt man bergauf schnell zum Stillstand und mit einer kleinen Trageeinlage über den Gehsteig konnte ich dem Hindernis ausweichen. Nach drei Versuchen hatte ich auch wieder beide Schuhe in den Pedalen und machte mich daran, die Hundertschaften, die vor mir waren, mit der Disziplin Bergaufslalom aufzurollen. In der Zwischenzeit hatte wieder Regen eingesetzt und auch auf dem Weg zum Kühtai war ich gelegentlich mit dem Problem von zu wenig Grip auf dem Hinterrad konfrontiert. Für die kommenden Abfahrten auf nasser Straße waren die rutschigen Reifen aber nicht gerade in der Kategorie „vertrauensbildende Maßnahmen“ einzuordnen.
Das Kühtai erreichte ich bei 4 Grad nach genau 1:40 Stunden zeitgleich mit einem alten Bekannten, nämlich Helmut Puchwein (Radsport Vasold Liezen), der aus Startblock 2 (hier gilt die Nettozeitnahme) gestartet war. Ein wesentlicher Unterschied zwischen mir und Heli ist zweifellos, dass er das Bergabfahren beherrscht und ich nicht. Wie ein Kamikazepilot schoss er hinunter, weitere Oberrohr-Artisten, bei denen ich keine Chance hatte, den Windschatten zu halten, folgten hinterdrein. Aus meiner „eingeschränkten Sicht“ das Beste an der Abfahrt waren die Tunnelgalerien, denn da war es trocken, ansonsten war die Sicht mit beschlagenen Brillen nämlich durchaus bescheiden. Bis Innsbruck büßte ich so 2:40 Minuten ein, die bergauf erst wieder einmal zurückgeholt werden wollten. Das erste Gel, das ich aus der Rückentasche fischte, klatsche wegen der klammen Finger gleich einmal auf den Asphalt. Richtung Brenner begann es wieder stark zu regnen und nach 3:34 Stunden erreichte ich die Passhöhe. Wie ich im Nachhinein aus den Durchgangszeiten herausgelesen habe, lag ich zu diesem Zeitpunkt in der Klasse M2 (ab 50) auf Rang 6, wobei ich von den wenigsten wusste, welcher Altersklasse sie angehörten. Überlegen in Front war hier der Italiener Davide Tugnoli (3:26) vor seinem Landsmann Guiseppe Bovo und Paul Lindner (je 3:33). Einen Rang hinter mir lag der Vorjahressieger der M2, Roedi Weststrate (NL, 3:35), von dem ich aber bis zur Siegerehrung nichts wusste.
Beim Anstieg zum Jaufenpass orientierte ich mich an Guiseppe Bovo (dem ich die Altersklasse ansah) und der ein ordentliches Tempo anschlug. Im oberen Bereich musste ich aber schon etwas zurückstecken, die Auffahrtszeit von 58:39 reichte aber gerade noch, um Heli Puchwein wieder einzuholen. Er schien mir von Nässe und Kälte schon etwas gezeichnet, was bei seiner geringen biologischen Wärmedämmung (Fettanteil) auch nicht weiter verwundert. Davide Tugnoli verlor in der Auffahrt 11 Minuten und lag auf der Passhöhe bereits hinter uns. Oben versuchte ich möglichst schnell in die Abfahrt zu kommen, um zumindest einigermaßen mithalten zu können. Im oberen Bereich gelang mir das auch halbwegs, doch dann folgte eine weitere Schrecksekunde. Im dichten Nebel hätte ich fast eine Haarnadelkurve verpasst, dank der guten weißen Seitenmarkierung konnte ich aber sprichwörtlich gerade noch die Kurve kratzen. Im unteren Bereich verlor ich in den engeren Kurven dann immer mehr Zeit auf meine Gruppe und hatte unten gleich wieder Stress, um möglichst schnell wieder heranzukommen. Bei der Zwischenzeit nach St. Leonhard lag ich – auch wenn ich davon nichts wusste – in der Klasse M2 mit 1:20 Minuten Vorsprung auf Weststrate in Front, denn auch der Italiener Bovo lag da bereits hinter dem Niederländer. Mangels Verpflegung in der Abfahrt war ich zu diesem Zeitpunkt aber etwas unterversorgt und musste zwangsweise etwas herausnehmen. Nach einem Zwischenstopp für Pinkeln und Verpflegen hatte ich bis zur Labe Schönau 3 Minuten Rückstand auf den Niederländer aufgebaut und auch Heli Puchwein, den ich am Beginn des Anstiegs schon überholt hatte, war kurzfristig wieder gleichauf mit mir. Bis zur Passhöhe konnte ich zwar noch eine Minute auf Weststrate und vier Minuten auf Heli aufholen, für mehr hat es aber nicht mehr gereicht.
Am Ende hatte ich als 2. der Klasse M2 2:48 Minuten Rückstand auf Weststrate, der sich das Rennen optimal eingeteilt hatte. Ob ich mit ihm mithalten hätte können, lässt sich im Nachhinein nicht mehr klären, und ein Podiumsplatz beim Ötztaler ist zweifellos etwas ganz Besonderes! Es hätte ja auch ganz anders kommen können, denn Bovo büßte am Ende 18 Minuten, Tugnoli 20 und Paul Lindner 35 Minuten auf den Niederländer ein. Und das Wichtigste ist sowieso, einfach nur heil ins Ziel und auch gesundheitlich halbwegs fit davon gekommen zu sein. Der Garmin zeigte am Ende, nachdem das Wetter auch in Südtirol nicht wesentlich besser war, eine Durchschnittstemperatur von 8,7 Grad (Minimum 4°, Maximum 13°). Bei diesen feuchten Verhältnissen könnte es sich dabei aber auch schon um die gemessene Wassertemperatur handeln.
Es waren nicht ganz meine Verhältnisse, ich denke aber, dass ich mich ob meiner eher bescheidenen Fähigkeiten bergab mit Anstand aus der Affäre gezogen habe. Die Wetterverhältnisse forderten zahlreiche Opfer, und so konnte sich diesmal wirklich jeder Finisher als Sieger fühlen. Insgesamt gaben von den ca. 4.100 Startern etwa 600 Fahrer das Rennen auf. So musste z. B. auch Prologsieger Daniel Federspiel (2016 mit 7:08 auf Rang 7) am Timmelsjoch Federn lassen und stieg aus. Und eines lässt sich auch nicht leugnen: Ich verfüge nicht mehr ganz über das Leistungsvermögen wie z.B. vor 10 Jahren, als ich ziemlich unbekümmert mit einem Alurad in der Spitzengruppe bis über den Brenner fuhr und am Ende nach 7:25 Stunden als viertbester Österreicher auf Rang 17 in Sölden eintraf.
 
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